Donnerstag, 6. November 2008

Die Einkaufsrevolution v. Tanja Busse

WEHE, WENN WIR RICHTIG KAUFEN!

Leseproben aus: Tanja Busse, Die Einkaufsrevolution
Die Ausgangssituation: Die globale Konsumverstrickung überfordert uns (S. 86)
Wie geht man also damit um? Man weiß, dass Kinder anderswo auf der Welt für uns arbeiten, bloß beim Einkaufen vergisst man es meistens. Wenn uns jemand erzählt, wie es dort zugeht, wo Kinder arbeiten, unter Bedingungen, die keine deutsche Gewerkschaft einem Erwachsenen zumuten würde, denken wir: Das würden wir gerne ändern, bloß wie? Und dann gehen wir ins Kino und sehen Der ewige Gärtner und denken: Mist, das mit der Pharmaindustrie und AIDS in Afrika ist ja auch nicht in Ordnung! Auf dem Rückweg hören wir im Radio, in welche Not die gefallenen Kaffeepreise die vietnamesischen Bauern bringen. Und am nächsten Morgen lesen wir in der Zeitung, dass die gefährlichen Weichmacher-Chemikalien noch immer in Tablettenhüllen eingerührt werden dürfen, obwohl man seit Jahrzehnten weiß, dass sie Embryonen schaden können 104. Dann hat man für eine Weile genug gehört.

Wenn Elisabeth Schauer von einer ihrer Reisen zurückkommt und Freunden von den Kindersoldaten oder Teppichknüpfer-kindern erzählt, wollen die das oft gar nicht so genau hören, und sie kann verstehen, warum: "Es ist zu viel und zu weit weg." Genau das trifft es: Es ist einfach zu viel. Die globale Konsumverstrickung überfordert uns.

Denn alles hängt zusammen, der Welthandel mit dem Hunger in Afrika, unser Benzinverbrauch mit dem Weltklima, unsere Politik mit den Menschen im Stacheldrahtzaun der spanischen Exklaven in Marokko und unser Einkaufsverhalten mit den Ressourcen im Regenwald, und wir hängen leider mittendrin und niemand kann sagen, er hätte das nicht gewusst. Wenn man ein Steak isst, stirbt ein Stück Regenwald. Wenn man sein Auto tankt, verölen Landstriche in Nigeria. Kauft man Turnschuhe, fördert man Kinderausbeuter. Mit dem Erwerb eines goldenen Ringes beteiligt man sich an der Vergiftung rumänischer Dörfer, und das alte Containerschiff, das unsere neuen Sportsachen aus China herbeibringt, verliert giftiges Tributylzinn in den Weltmeeren. Man nutzt riskante Technik, möglicherweise gegen seinen Willen, man weiß, dass die eigene Lebensweise dem Ökosystem schadet, und kauft Waren, die unter Bedingungen produziert wurden, die man nicht gutheißt, und kann doch nichts daran ändern - jedenfalls nicht, ohne seinen Lebensentwurf zu gefährden. Jeden Tag hört man, dass viele Dinge geschehen, die nicht geschehen dürften, und weiß nicht, ob man dafür verantwortlich ist. Wie soll man das aushalten? Gibt es so etwas wie eine Konsumschuld? Das alles überfordert unser Vorstellungsvermögen und, so scheint es, auch unsere Handlungsmöglichkeiten. Wir wissen nicht zu wenig, wir wissen zu viel, wir sind zu abgeklärt, und wir fühlen uns hilflos.

Warum versagen die Politiker? (S. 194)
Es hat (...) verschiedene Ursachen, dass es der Politik nicht gelingt, soziale und ökologische Standards durchzusetzen: Viele Politiker halten es für ein Thema, das bei Wählern keinen Eindruck macht, und wenn sie sich doch darum kümmern, müssen sie gegen die liberale Grundstimmung ankämpfen, gegen die große Mehrheit derjenigen, die auf die Selbstheilungskräfte des freien Marktes vertrauen, und gegen Heerscharen von Lobbyisten, und das alles bei unklaren Kompetenzen und Zuständigkeiten auf den verschiedenen politischen Ebenen.
Quelle
Die Diktatur des Marktes greift die Moral des Einzelnen an. (S. 236 f.)
Beinahe alle Bereiche des Lebens unterliegen dem Marktkalkül, und das hat Folgen: Die Universalisierung des Marktes nämlich ent-moralisiert uns. Das "an den Eigeninteressen orientierte Nutzenkalkül" - am deutlichsten sichtbar in der kapitalistischen Profitmaximierung - sei zum "Leitprinzip auch der nicht über Kapitalbesitz Verfügenden" geworden, schreibt der Soziologe Dominik Schräge. 282 Profitmaximierung forever! Das bedeutet nicht nur Kapital- und Warenakkumulation als Lebensziel für alle, sondern das verankert auch das Leitprinzip des unersättlichen Häwelmanns - "Mehr! Mehr!", schreit Theodor Storms Kinderbuchheld unablässig - als allgemeinen gesellschaftlichen Imperativ. Und es ist eine sehr bequeme Moral, die die Gier zur Tugend erhebt: Der Markt funktioniert dann am besten - behaupten seine Anhänger -, wenn jeder Einzelne möglichst ungehindert nach seinem eigenen Vorteil strebt. Um das zu belegen, zitieren die Marktliberalen gern Adam Smith und seine unsichtbare Hand, die die Eigeninteressen der Bürger als Einzelkämpfer zum gelungenen Ganzen zusammenfügt (und unterschlagen dabei, dass Smith dabei immer auch an einen reglementierenden Staat als Gegenstück dachte). Gegen diesen Wunderglauben lässt sich leicht der eine oder andere Klassiker in Stellung bringen, Thomas Hobbes etwa mit seinem homo homini lupus oder Jean-Jacques Rousseaus Diktum, der Mensch sei von Natur aus gut, erst die Gesellschaft verderbe ihn. Aber solche Theorien sind natürlich nicht so wirkungsvoll wie die Dauereinflüsterungen der Neo-Liberalen, die den Egoismus als gesellschaftliche Tugend adeln. Denn die Anhänger des Marktglaubens behaupten: Kaufe und verkaufe, was du willst und so viel du willst, und du bist ein guter Mensch! Solche Sätze hört man lieber als die klassische Moral der Einschränkung und des Verzichts.

Ich glaube ganz und gar nicht, dass dieses kalte Nutzenkalkül das moralische Empfinden verdrängt, aber es steht zumindest selbstbewusst daneben. Im Kopf haben die meisten wohl eine Werte-Melange, etwa so wie ein Mediziner, der sich dem Eid des Hippokrates in seiner modernen Fassung verpflichtet fühlt und der gleichzeitig beim Einstellungsvertrag erfährt, dass sein Krankenhaus ein Profit-Center ist. Das wird als Widerspruch empfunden, den man lieber verdrängt, als sich ihm zu stellen.

Je weiter sich nun der Markt ausbreitet und je weiter sich der Staat aus seinen Kerngebieten zurückzieht, desto wichtiger wird es für die Bürger, ihre Stellung gegenüber der Wirtschaft zu stärken. Deshalb ist es heute - nach der Emanzipation des Untertans zum Staatsbürger - an der Zeit für eine Emanzipation des Konsumenten. Wie sich einst die Untertanen vom autoritären Staat emanzipierten, so müssten sich die Konsumenten heute von einem Markt emanzipieren, dem sie bislang allzu oft beinahe blind vertrauten. Denn auch nach einem halben Jahrhundert Einkaufserfahrung im Wirtschaftswunderland tritt der Konsument oft als eine Art freiwilliger Untertan des Marktes auf.

Was heißt "Einkaufsrevolution" konkret? (S. 240 f.)
Politischer Konsum bedeutet die Ausweitung der Politik auf den Markt in einer Zeit der Ausweitung der Märkte und des Rückzugs der Politik. Er bedeutet individualisiertes politisches Engagement in einer individualisierten Gesellschaft, das in kollektive Aktionen münden kann. Politischer Konsum ist heute leichter als jemals zuvor, weil man sich immerhin ohne großen Aufwand die nötigen Informationen beschaffen kann. Der Protest gegen den Coltanabbau im Kongo hat gezeigt, dass die Konzerne selbst im tiefsten afrikanischen Busch auf Dauer nicht unsichtbar bleiben. Vieles von dem, was man wissen muss, um politisch einzukaufen, steht längst im Internet: auf den Seiten von Umwelt- und Verbraucherschützern, Kritischen Aktionären und Gewerkschaften. Oder in Büchern wie dem Schwarzbuch Markenfirmen oder anderen kritischen Konsumführern. Oder in Zeitschriften wie Ökotest. Was noch fehlt, ist eine Datenbank, die alle diese Informationen bündelt und sie per Maus-Klick oder besser noch beim Einkaufen per SMS abrufbar macht: Wer hat für wie viel Lohn diese Hose zusammengenäht? Wie viel Pestizide stecken in der Baumwolle? Kommt das Coltan in diesem Handy aus dem Kongo? Welche Kriegspartei hat daran verdient? Und wie sieht der Hühnerstall aus, aus dem die Eier für diesen Kuchen stammen. Bitte ein Foto!

Klappentext
Tanja Busse deckt Skandale der modernen Produktion und Preispolitik auf und zeigt, wie der Konsument als gesellschaftliche Macht der Zukunft Einfluss nehmen kann. Im praktischen Teil gibt sie konkrete Tipps, wo und wie verantwortungsvoller Konsum möglich ist. Der aufgeklärte Konsument wird der Gegenspieler der globalen Wirtschaftsmächte werden. Denn tatsächlich reagieren Unternehmen auf verändertes Kaufverhalten wesentlich prompter als auf jeden neuen Gesetzesentwurf. Wir tun zwar gern so, als wären es gänzlich unbeeinflussbare wirtschaftliche Prozesse, die festlegen, wo was und wie produziert wird. In Wahrheit aber sind wir selbst es, die mit unserem Kaufverhalten die Standards der Produktion bestimmen.

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