Samstag, 27. Juni 2015

"Energie-Vampirismus

"Energie-Vampirismus
ist nicht blutrünstig und nichts, was nur in den Stunden vor der Dämmerung stattfindet. Menschen, die ständig unsere Lebenskraft fordern, können schnell über unsere Kräfte gehen.
Was sind Energievampire?
Wenn wir in Kontakt mit anderen Menschen treten fließt Energie, hin und zurück. Nun gibt es Menschen, die immer deutlich mehr Energie nehmen als geben. Das können schwierige Kollegen sein, die einem mit ihrer ständigen Jammerei in den Ohren liegen, das können die Eltern sein, denen man es nie Recht machen kann, Freunde, die immer nur anrufen, wenn es ihnen schlecht geht und sie Zuspruch brauchen oder ein beziehungsabhängiger Partner, der permanent auf Bestätigung angewiesen ist.
Menschen, die von anderen in großer Menge Energie abziehen, sind keine "schlechten" Menschen, sie sind lediglich bedürftig. Eine Kindheit mit wenig Liebe, Krankheit, schlechte Erfahrungen oder Ähnliches haben dazu geführt, dass sie unter einem Mangel an Lebenskraft leiden. Diesen Mangel versuchen sie auszugleichen, indem sie sich die Energie von anderen, die davon vermeintlich genug haben, wiederholen. Dies ist kein bewusstes Verhalten, sondern eine innere Leere, die irgendwie gefüllt werden will – auf Kosten anderer.
Energieräuber erkennen
Energievampire kann man ganz leicht daran erkennen, dass man sich häufig bereits nach kurzem Kontakt mit ihnen ausgelaugt und erschöpft fühlt, während der andere richtig aufzuleben scheint. Nach einem Zusammentreffen mit einem Energievampir möchte man entweder schlafen oder zum Kühlschrank gehen und maßlos irgendetwas essen, um die verlorene Lebenskraft irgendwie wieder aufzufrischen. Man ist gereizt oder niedergeschlagen. Auch körperliche Symptome, wie ein Gefühl der Beklemmung, Magendruck, Kopfschmerzen können sich bemerkbar machen.
Oft sind wir uns gar nicht bewusst, dass dies Reaktionen auf den Umgang mit Menschen sind, die uns nicht gut tun. Wir spüren nur, dass wir keine Kraft haben, dass wir zu viel essen oder uns irgendwie krank fühlen. Achten Sie also darauf, wenn Sie jemanden als anstrengend empfinden! Energieräuber müssen im Übrigen nicht immer Menschen sein: Auch laute Orte, Staustehen, Einkaufen am Freitagnachmittag oder das Sardinengefühl in der U-Bahn zu den Stoßzeiten kann Energie abziehen.
Welche Arten von Energievampiren gibt es?
Energievampire stehen auf unterschiedliche Art und Weise gerne im Mittelpunkt. Denn dort, wo ihnen Aufmerksamkeit zuteil wird, dort wird ihnen auch Energie zuteil. Energieschmarotzer können zum Beispiel sein:
• Jammerer, die sich die sich gerne in der Opferrolle sehen und gerne über die negativen Seiten lamentieren.
• Nörgler, denen man es nie Recht machen kann und die einem permanent Schuldgefühle vermitteln. Während der Jammerer lieber in Selbstmitleid badet, teilt der Nörgler verbal aus: "Du bist schuld, dass ich …".
• Dramatiker, die sich ständig in irgendwelche Katastrophen verstricken, schnell mal "sterbenskrank" sind oder kurz vor dem Rausschmiss stehen und andere mit ihrer Hysterie erschöpfen.
• Hilflose, die ihr Gegenüber zum Therapeuten machen. Wie ein Kleinkind macht der Hilflose sich abhängig von Rat und Tat der anderen. In engeren Beziehungen führt dies oft zu einer fatalen Co-Abhängigkeit, nach dem Motto: "Wenn ich ihr/ihm helfe, sich zu ändern, werden wir ein glückliches Paar".

Strategien im Umgang mit Menschen, die einem die Energie rauben
Am einfachsten ist es freilich, sich von Menschen fernzuhalten, die einem nicht gut tun. Doch selten ist es tatsächlich so simpel: Nicht jedem Energieräuber können wir aus dem Weg gehen. Wichtig ist, dass wir lernen, uns selbst abzugrenzen, uns nicht aussaugen zu lassen.
• Bei dem Jammerer oder Nörgler kann man die Zeit des Zuhörens zu beschränken. Indem man der Kollegin zum Beispiel sagt, man müsse weiterarbeiten. Man kann auch versuchen, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken und wenn das nicht hilft, auch einfach deutlich sagen: "Ich will, dass wir uns gut verstehen, aber wenn sich immer alles nur um die gleiche Angelegenheit dreht, kann ich dir nicht mehr länger zuhören. Wenn du an einer Lösung interessiert bist, können wir gerne wieder reden".
• Visualisieren Sie einen gedanklichen Strich oder eine kleine Mauer zwischen sich selbst und dem Energievampir. Bis hierhin und nicht weiter. Man kann sich auch vorstellen, man stecke in einem dicken Schutzanzug, den die Vampirzähne nicht durchdringen können.
• Versuchen Sie, die Anspannung loszulassen, indem sie bewusst atmen oder sich gedanklich an einen schönen Ort versetzen.
• Im familiären Umfeld sollte man sich einen eigenen Raum für Rückzug schaffen und dafür sorgen, dass er respektiert wird. Auch von Menschen, die man liebt, darf man Pausen machen.
• Am Schwierigsten ist es vermutlich, sich nicht von Menschen aussaugen zu lassen, die uns nahe stehen und denen wir helfen möchten. Es ist immer wieder wichtig sich klarzumachen, dass jeder Erwachsene Verantwortung für sein eigenes Leben übernehmen muss, dass es nicht unsere Aufgabe ist, die Probleme des anderen zu lösen, sondern dass er das selbst tun muss.
Sich vor Energieräubern zu schützen hat nichts mit Egoismus zu tun!"

Quelle: Orloff, Judith: Positive Energie. Wie Sie Stress und Angst in Vitalität und Liebe verwandeln, München 2005. S. 434-481.
Opfer-Täter aus der Sichtweise der Kontrolldramen
von J. Redfield und C. Adrienne
Der Autor J. Redfield und die Autorin C. Adrienne beschreiben in ihrem Buch Die Erkenntnisse von Celestine die Rollen mit Kontrolldramen. Diese Art der Beschreibung ist sehr anschaulich und erweitert die Möglichkeit um eine Variante.
Ein Kontrolldrama ist der Prozess mit dem wir in Beziehungen zu anderen Menschen Energie an uns binden. Dies geschieht durch das Einsetzen von Mustern, die seit früher Kindheit zur Kontrolle unserer Umwelt eingesetzt haben.
Sie gehen von einem gleich beschreibbaren Entwicklungsverlauf wie die Transaktionsanalyse aus, die ein Kind veranlasst, sich an seine Umgebung anzupassen. Im Buch über Celestine wird die Anpassung so beschrieben, dass sie mit der Entwicklung eines Kontrolldramas geschieht. Die Kontrolle kann auf aggressivem und passivem Weg erfolgen.

Es werden vier Grundformen von KontrollDramen beschrieben. Jedes der vier Dramen schafft eine eigene Dynamik, jedes Drama braucht ein entsprechendes Gegenüber.
Der Einschüchterer
Der Einschüchterer steht immer im Mittelpunkt. Durch Lautstärke, physische Kraft, Drohung, Zorn oder unvorhersehbare Temperamentsausbrüche bindet er Aufmerksamkeit an sich. Seine Gegenwart verängstigt oder beunruhigt, so das andere ihn mit ihrer Aufmerksamkeit verfolgen und ihm so viel Energie zukommen lassen. Das Verhalten ist herumkommandierend, autoritär, unflexibel, sarkastisch, körperliche Gewalt anwendend.
Einschüchterer ziehen ihr Gegenüber durch eine Aura von Macht an. Die Dynamik ist aktiv. Sein ErgänzungsDrama ist meistens das Drama des ArmenIch, ein Drama von passiver Dynamik.

Das Kontroll-Drama des aggressiven Einschüchterer ist aus dem ElternIchZustand entwickelt.
Der Vernehmungsbeamte
Er bindet die Aufmerksamkeit durch ständiges Hinterfragen aller Aktivitäten des Gegenübers an sich. Es wird ständig nach Gelegenheiten gesucht, dem Gegenüber beweisen zu können, dass es im Unrecht ist. Durch sein Herumnörgeln kommt ihm viel Beachtung zu, denn irgendwann achtet das Gegenüber auf jede Bewegung von ihnen. Das Gegenüber lässt den Vernehmungsbeamten nicht mehr aus dem Auge, denn es entsteht ein Gefühl ständiger Überwachung. Auf diese Weise erhält der Vernehmungsbeamte unablässig Aufmerksamkeit.
Das Verhalten ist überwachsam, zynisch, skeptisch, sarkastisch, stichelnd, perfektionistisch, selbstgerecht, bösartig manipulierend.
Eltern mit diesem KontrollDrama haben Kinder, die das KontrollDrama Unnahbar oder ArmeIch entwickeln. Beide versuchen dem Bohren des Vernehmungsbeamten zu entkommen.
Dieses Drama ist ebenfalls aus dem ElternIchZustand entwickelt.

Der Unnahbare
Er ist gefangen in der inneren Welt der ungelösten Konflikte, Ängste und Selbstzweifel, ist distanziert, oftmals einsam. Die Befürchtung, einen fremden Willen aufgedrängt zu bekommen oder das seine Entscheidungen hinterfragt wird, ist groß.Unnahbare bitten nicht um Hilfe, weil sie meinen alles alleine erledigen zu müssen. Sie vermeiden es bindende Zugeständnisse zu machen. Sie empfinden sich oft als ArmeIch, dabei sehen sie nicht, dass der Grund ihrer unerfüllten Wünsche in ihrer Unnahbarkeit liegt. Ihre distanzierte Art, die ausweichenden Antworten und losen Zusagen, motiviert andere Menschen sie zu verfolgen, um sie zu verstehen. Durch dieses Bemühen des Gegenübers bekommen sie Aufmerksamkeit Energie.
Das Verhalten ist desinteressiert, unzulänglich bis zu nicht hilfsbereit, herablassend, abweisend, widerspenstig und heimtückisch. Bei Konflikten und Konfrontationen wird der Unnahbare unverbindlich und verschwindet.

Ihre Ergänzungs- Dramen sind Vernehmungsbeamte, aber auch Einschüchterer und ArmeIch.
Es ist aus dem KindIchZustand entstanden.
Arme Ich oder Opfer
Sie binden Energie durch das Erregen von Mitleid an sich. Das Verhalten ist lautes seufzen, zittern, weinen, In-die-Ferne-Schweifen, zögerliches antworten, Wiedererzählen wehmütig erinnerter Träume, anderen den Vortritt lassen.
Sie zeigen Hilfsbedürfnis und Verletzlichkeit, sind aber nicht wirklich an der Lösung ihres Problems interessiert. Ihr Entgegenkommen kann übermäßig sein, die Hilfe wird ohne Grenzen geleistet. Das führt dazu, dass sie sich wieder ausgenutzt fühlen.
Arme Ich bestärken ihre Opferrolle, indem sie Partner suchen, die sie bedrohen.

Ein Einschüchterer als Partner kann das Arme-Ich mit zunehmender Gewalttätigkeit körperlich, seelisch und geistig missbrauchen. Werden die Zustände schließlich untragbar, zieht der Einschüchterer sich vielleicht von selbst zurück oder entschuldigt sich sogar. Damit leitet er Energie an das Arme Ich und lockt es in einen neuen Zirkel.
Das Arme Ich ist aus dem Kind-Ich-Zustand entstanden.
Ein Betrachten des eigenen Kontroll Dramas lässt mehr Klarheit darüber entstehen, was in der Herkunftsfamilie geschehen ist.

LG